HONDA CBR 1100 XX Super Blackbird

(Der zweite Anlauf)
xx-neu-1Anfang 2007 entschlossen wir uns aufgrund einiger kostspieliger Neuanschaffungen, die ins Haus standen, das Motorrad zu verkaufen. Da das familiäre Wohl natürlich über dem eigenen Spass steht, habe ich diesem Verkauf zähneknirschend zugestimmt. Immerhin hatte ich erst wenige Monate zuvor das Motorrad nach langer Suche gefunden.
Da dann in der 2007er Saison kein Motorrad mehr im Stall stand, war ich gleichzeitig auch gezwungen, das Angebot von Motorradtouren einzufrieren.
Insgesamt war das Jahr recht trostlos, denn irgendwas fehlte. Ich habe viel Zeit auf dem Fahrrad verbracht und so weit über 5000km trampelnd zurückgelegt. Spass macht das auch, aber ein wirklicher Ersatz ist es nicht.
Nach dem Sommerurlaub, in dem wir wieder dem BMW-Biker-Meeting (BMW Motorrad Days) einen Besuch abstatteten, stand dann fest, dass wieder ein Motorrad herbei geschafft werden muss.

Aber was sollte es dieses mal sein? Nachdem ich mich intensiv an meine früheren Motorräder erinnerte und deren Vor- und Nachteile aufschrieb, stand fest, dass es ein Vierzylinder mit satter Leistung und gutem Fahrwerk werden soll. Ein Supersportler, der ja noch nie in meinem Besitz war, soll es auch dieses mal nicht werden. Zu extrem ist mir bei diesen Fahrzeugen die Sitzposition. Meine zu langen Beine sind ein weiterer Grund, von so einem Rennhobel Abstand zu nehmen. Nach einigem hin und her fassten wir dann die Honda CBR1100XX ins Auge. Die Super Blackbird fuhr ich vor einigen Jahren schon einmal als Vergaserversion. Das überzeugend stabile und überraschend handliche Fahrwerk in Verbindung mit dem äusserst starken Motor sorgte schon damals bei mir für eine souvereigne Fahrweise ohne Heizerambitionen. Da immer und in allen Situationen viel mehr Leistung zum Abruf bereit steht, als wirklich erforderlich wäre, stellt sich eine ausserordentlich gelassene Fahrweise ein.

Also starten wir die Suche…
Um einen groben Preisspiegel zu erhalten bemühe ich die Fahrzeugbörse MOBILE.DE. Hier finde ich recht schnell ein interessantes Angebot, das zudem noch aus einem Nachbarort stammt. Eine blaue Double-X von 2000, also schon mit Einspritzmotor, gerade einmal 3500km gelaufen aus erster Hand und in gutem Zustand. So stand es in der Anzeige.
Am Montag fahre ich los, um das Motorrad beim Händler zu besichtigen. Der erste Eindruck überzeugt. Der Zustand ist wirklich sehr gepflegt. Ein Blick auf die DOT-Nummer der Reifen lässt die angegebene Laufleistung glaubhaft erscheinen. Es sind noch die ersten Reifen (Produktionsdatum aus 1999). Ein Probelauf des Motors ist ebenso unauffällig. Also bereite ich mich darauf vor, in harte Preisverhandlungen einzusteigen, liegt doch der Händler-Einkaufspreis knapp 2000 EUR unterhalb der anvisierten Summe, die am Motorrad steht. Ich bin überrascht, dass der Händler hier sehr unnahbar ist und lediglich 70 EUR Nachlass akzeptiert. Das Geld muss ich erst noch zusammenrotten, so dass ich das Motorrad bis Freitag reservieren lasse. Insgesamt überzeugt die Honda ja schon, wenngleich ich mit Kenntnis des üblichen Listenpreises doch gewisse Bauchschmerzen habe.
Wieder zu Hause angekommen schmunzelt meine Frau, als sie mich wieder am Computer in der Börse “erwischt”. “Weisst du immer noch nicht, was du willst?” fragt sie mich… – Ich weiss keine vernünftige Antwort.
In Lage bei Bielefeld finde ich dann bei einem BMW-Händler noch eine interessante Doppel-X.
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Sie ist drei Jahre jünger, als das Fahrzeug des Honda-Händlers und hat eine vergleichbare Laufleistung aufzuweisen. Der genannte Preis liegt zwar ein paar hundert Euro über dem der blauen Maschine, doch ich entschliesse mich trotzdem, am Freitag eine Besichtigung vorzunehmen. Am Telefon macht der Verkäufer auf jeden Fall schon einmal einen sehr freundlichen und umgänglichen Eindruck.
Das Geld für den eventuell anstehenden Kauf ist dann am Freitag in der Tasche. Nach Dienstschluss, den ich zwei Stunden vorverlege, spanne ich den Anhänger hinter das Auto und mache mich nervös auf den Weg. Erstaunlicherweise komme ich trotz Freitag Nachmittag recht gut durch den Verkahr auf der A2.
Beim BMW-Händler angekommen werde ich gleich freundlich begrüsst und die Honda herbei geholt. Der optische Zustand überzeugt mich noch mehr, als der schon gesehene bei uns daheim. Nur unwesentliche Spuren zeigen auf, dass es sich nicht mehr um ein Neufahrzeug handelt. Nachdem noch schnell eine neue Batterie eingebaut ist, starte ich die obligatorische Probefahrt. Der nette Verkäufer nennt mir einen Weg, auf dem ich von schlechter Wegstrecke über kurvige Abschnitte bis hin zu einem kurzen High-Speed Abschnitt alles dabei habe.
Ungewohnt ist für mich, dass der Motor dank Einspritzung vollkommen ohne mein dazutun startet. Kein Choke ist notwendig. Nach einem kurzen Druck auf den Starterknopf brummt der Motor leise mit leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl vor sich hin. Beim einkuppeln der sehr leichtgängigen Kupplung reagiert das Motorrad sehr spontan. Hier ist Gefühl gefragt.
Bereits nach den ersten paar Kurven merke ich deutlich, dass ein Jahr ohne Motorrad das Gefühl dafür regelrecht verkümmern lässt. Ich werde mich wieder langsam an das fahren gewöhnen müssen. Als sehr angenehm empfinde ich den sehr durchzugskräftigen Motor. Auf einem kurzen geraden Streckenabschnitt lasse ich im dritten Gang kurz das Gas stehen. Die Einspritzversion soll ja 12PS weniger als die Vorgängerversion mit Vergasern leisten. Für mich sind jetzt alle Bedenken beseitigt, dass dies ein Nachteil darstellen könnte. Es ist zwar lange her, dass ich die alte XX fuhr, jedoch überzeugt mich die Leistung und speziell die Art der Leistungsentfaltung dieses Einspritzmotors in jeder Hinsicht.
Beim wenden ist mir bereits klar, dass ich das Motorrad nehmen werde.
Wieder zurück beim Händler ergeben die nachfolgenden Verhandlungen einen Preis, der gerade einmal 100 EUR über dem des Honda-Händlers liegt. Wahrscheinlich hilft hier auch, dass der Verkäufer und ich vergleichbare Interessen haben. Auch er fährt viel Fahrrad. Mein Hinweis auf das “defekte” ABS, das in der MOBILE-Anzeige angepriesen wurde, führt noch zu schmunzeln auf beiden Seiten, war doch ein Anti Blockier System nie in der Honda CBR 1100 XX-Preisliste vorhanden. Zudem gibt es eine neue Batterie und einen Kanister gutes Motorradöl für den nächsten Ölwechsel dabei. Das alles sorgt dafür, dass ich mit einem wirklich guten Gefühl einschage.

Es ist geschafft!
Es steht wieder ein Motorrad bereit. Jetzt erst wird mir richtig bewusst, wie wichtig es für mich ist, ein Motorrad in der Garage zu wissen, das ich jederzeit, wenn mir danach ist nutzen kann. Ich freue mich, wei ein kleines Kind, während meine Frau sich über das Leuchten in meinen Augen amysiert…

Nachtrag 28.08.2007:
Heute fuhr meine Frau dann zur Zulassungsstelle. Ein Kennzeichen in akzeptabler Grösse ist bereits online reserviert worden. Beim Amt dann die Ernüchterung: Ein zulassen ist nicht möglich, da kein TÜV mehr besteht. Ich falle aus allen Wolken, ist doch schon aus der Anzeige zu entnehmen, dass TÜV bis 04/2009 besteht. Ein Anruf bei Pagel und Meier in Lage klärt die Sache dann insoweit, dass sich herausstellt, dass das Motorradhaus schlichtweg geschlampt hat. Mir hilft das heute aber nicht weiter. Meine Frau ist stinksauer, dass sie umsonst die 50km gefahren ist, ich bin sauer, weil ich das gekaufte Motorrad nicht nutzen kann und zudem bleibe ich zumindest auf den Fahrtkosten sitzen. So gut, wie die Sache bis jetzt gelaufen ist – momentan würde ich den Verkäufer in der Luft zerreissen, würde er vor mir stehen …
Das sind Dinge, die müssen einfach nicht sein!
shit

Update 30.08.2007:
Jetzt hat die Sache ein gutes Ende gefunden. Bike hat nun frischen TÜV, die Zulassung ging dann natürlich problemlos vonstatten. Die erste Ausfahrt (mit meinem Sohn) haben wir heute auch gleich unternommen.
So wie ich mein Glück kenne, geht es spätestens morgen mit Regen los …

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