Im vergangenen Jahr hatte ich die Honda CB 750 Hornet angeschafft. Von diesem Motorrad bin ich nach wie vor überzeugt. Es bietet für den vergleichsweise geringen Preis eine ganze Menge Motorrad. Es macht wirklich Spaß, mit dem Bike hier im Sauerland (und nicht nur da) umher zu räubern.
Dennoch mag ich es bei Motorrädern, wenn nicht das Bike, sondern ich selbst die Grenzen setze. Damit möchte ich sagen, dass das Motorrad so viel Leistung haben sollte, dass es eigentlich stets und in jeder Situation zu viel ist und ich selbst das Limit setzen muss.
Hier gehen gewiss die Meinungen auseinander. Natürlich hat es auch seinen Reiz, ein Fahrzeug regelrecht „auszuquetschen“, und so mit teilweise weit stärkeren Maschinen Schritt halten zu können. Das stärkt in irgendeiner Art das Selbstbewusstsein und zeigt, dass das eigene Fahrvermögen sooo schlecht gar nicht ist.
Realistisch gesehen ist es aber eher so, dass die meisten Motorradfahrer gar nicht den Antrieb haben, gegen solch einen „Angriff“ gegenzuhalten. Man selbst bewegt sich bei solchen Aktionen zudem sehr nah an § 315d StGB.
Mir persönlich ist es auch auf Dauer zu anstrengend, ein Fahrzeug an dessen Limit zu bewegen.
Das passt jetzt natürlich nur sehr bedingt zur 750er Hornet. Die Leistung von mehr als 90 PS reicht sicher für die allermeisten Situationen mehr als aus.
Ich empfinde es aber als entspannter, stets zu viel Leistung dosieren zu müssen (oder können) und somit wirklich alles selbst zu steuern. Auf die heute schon obligatorischen elektronischen Helferlein gehe ich an dieser Stelle mal nicht ein. Ich kenne Motorräder mit mehr als 150PS mittlerweile seit Jahrzehnten und fahre meist so, dass auch bei heutigen, aktuellen Fahrzeugen nur sehr selten die Elektronik eingreifen muss.
Das aber ist der Grund, weshalb ich nun plane, die kleine Hornet wieder abzugeben und durch ein Powerbike zu ersetzen. Hier stehen sowohl die KTM Super Duke, als auch die BMW S1000R zur Wahl. Die BMW S1000RR habe ich noch nie gefahren und müsste erst einmal checken, wie ich meine Gliedmaße darauf zusammenfalten kann. Eine Probefahrt jedenfalls würde ich auch damit gern mal machen, stellt es doch der Supersportler mit der am besten für große Menschen geeigneten Geometrie dar.
Heute bin ich aber erst einmal beim BMW-Händler, um dort das aktuelle 2025er Modell der BMW S 1000 R zur Probe zu fahren.
Speziell die neue Farbkombi schwarz/blau/gelb sagt mir schon rein optisch sehr zu. Auch die Scheinwerfermaske gefällt mir beim aktuellen Modelljahr besser, als zuvor, wenngleich ich mich durchaus auch mit dem Vorgängermodell anfreunden könnte …
Auf den ersten Metern mache ich mich erst einmal mit der Kupplung vertraut. Der Motor ist doch deutlich giftiger als der der Hornet (was für eine Überraschung) und stirbt gerade beim anfahren gern mal spontan ab, wenn man es mit zu wenig Gas versucht. Wenn man das weiß, klappt es problemlos und mit ein wenig Routine gewiss auch flüssig. Das Fahrprofil ist auf Dynamic pro eingestellt, um die Leistungscharakteristik wirklich beurteilen zu können. Zumindest so weit die möglichen Drehzahlen das zulassen. Das Testmotorrad hat erst 500km auf der Uhr und ist daher noch in der maximal möglichen Drehzahl gedrosselt. Es wird nach der ersten Inspektion also noch einmal deutlich mehr Leistung zur Verfügung stehen, als so schon. Und genau das stimmt mich zuversichtlich, denn auch so ist die Leistungsausbeute schon mehr als zufriedenstellend. Was mich besonders begeistert, das ist die Durchzugskraft bei Drehzahlen schon ab 3000 U/min. Trotzdem dieser Motor noch gedrosselt arbeitet, erinnert mich das Durchzugsverhalten an meine damalige Yamaha FZS 1000, die mich diesbezüglich auch sehr begeisterte.
Bei diesem Motorrad begeistert aber noch weitaus mehr. Die für ein Kilobike überragende Handlichkeit in Kombination mit dem überaus kräftigen Antrieb stellt eine sehr angenehme Kombination dar. Auch die Sitzposition geht trotz meiner langen Haxen in Ordnung. Klar ist der Sitzkomfort nicht mit der Goldwing vergleichbar, aber das erwartet bei solch einem Fahrzeug auch niemand. Die Sitzposition ist sportlich, der Kniewinkel schon spitz, jedoch nach meinem Gefühl nicht schlimmer, als bei der gewohnten Hornet. Damit käme ich auch auf längeren Strecken zurecht. Die Maximalschräglage, die ich bei dieser Probefahrt gefahren bin, lag bei etwa 40°. Die Tatsache, dass sich das Motorrad auch beim heftigen herausbeschleunigen aus der Kurve vollkommen neutral verhält, zeigt, dass das noch weit vom Grenzbereich entfernt ist. Es fühlt sich dabei sehr angenehm und sicher an.
Soundtechnisch ist ie S1000R eher zurückhaltend. Das ist wohl der EURO 5 geschuldet. Ich sehe es mittlerweile eher als Positivpunkt an, wenn das Motorrad unauffällig leise, aber dabei auffällig schnell ist. Und genau diese Kombination haben wir bei der S1000R.
Ich jedenfalls nehme dieses Fahrzeug in die Liste der Favoriten auf und gebe den Schlüssel nur ungern wieder beim Händler ab …