Memorial-Tour 2006 (18 Jahre danach)

Ich hatte ja schon an verschiedenen anderen Stellen geschrieben, dass ich mich oft und gern an vergangene Zeiten und speziell an viele Motorradtouren erinnere. Dieser Motorradfahrer-Lebenslauf ist ja ein Ergebnis dieser Gedanken.
treff-grViele gemeinsame Touren haben wir vor fast 20 Jahren mit einer kleinen Kerngruppe unternommen, die sich immer “am Pass” getroffen hat. Von dort aus wurden dann die verschiedensten Ziele meist recht spontan angefahren. Diese Truppe war kein Club oder gar Verein, es war einfach nur eine lose Gruppe gleichgesinnter. Wir hatten als Gemeinsamkeit den Spass am Motorrad fahren und taten dies lieber in der Gruppe, als allein.

Wenn ich heute an die Zeit vor fast 20 Jahren zurück denke, denke ich an eine finanziell eher schwierige Zeit zurück, die aber trotz aller Schwierigkeiten eine schöne, aber zum Teil auch wilde Zeit war.
Heute, viele Jahre sind seitdem ins Land gegangen, sind wir natürlich alle erwachsen und vernünftig geworden … Oder vielleicht doch nicht??? Das müsste man doch einmal ausprobieren!

Ich habe nach vielen Jahren einen Vertreter der damaligen Truppe “wilder Jungs” wieder gesehen, lange erzählt und mit ihm einige Tage später eine ausgiebige Motorradtour unternommen.
Während dieser Tour kam uns dann der Gedanke, die Gruppe von damals noch einmal zusammen zu bringen und wieder eine Motorradtour zu unternehmen, wie in früheren Tagen. Sozusagen also eine Memorialtour.

Treff- und Startpunkt war natürlich, wie schon damals, am Pass.Hier ein paar der alten Fotos:
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m-treff-grAm Samstagmorgen gegen 09:00 Uhr treffen wir uns dann nach knapp 20 Jahren am Pass wieder. Erstaunlich viele der damals aktiven interessieren sich offenbar ebenso wie wir dafür, was aus den Kumpels geworden ist. Damit niemand aufgrund einer kleinen Verspätung die Tour verpasst, unterhalten wir uns vor Ort, bevor wir dann um 10:00 Uhr losfahren.
Wie früher müssen wir zuerst einmal eine Tankstelle anfahren, damit der fast leere Tank einer Maschine aufgefüllt wird.

Die Gruppe hat für damalige Verhältnisse eine äusserst ungewöhnliche Zusammenstellung:
eine Husqvarna SuperMoto, Suzuki VStrom 1000, BMW R1150GS, Kawasaki ZXR600 und ZX12R, Yamaha RD350YPVS und meine Suzuki VS1400 Intruder geben in dieser Zusammenstellung ein doch seltsames Bild ab.
Thomas führt dann mit seiner RD350 die ungewöhnliche Gruppe auf Nebenstrecken in Richtung Ederstausee. Nach ca. 100km wird in Winterberg der kleine Tank der Husky, sowie der meiner Trude wieder aufgefüllt. Direkt neben der Tankstelle kehren wir in der Filiale einer bekannten amerkikanischen Schnellrestaurantkette ein, um einen Kaffee zu trinken. Auch hier wird wieder angeregt über alte Zeiten geschwätzt.

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Zusammen mit einer grossen Truppe eines Harley-Owner-Clubs verlassen wir später das Gelände, um unsere Tour fortzusetzen. ca. 30km später wundere ich mich von Kurve zu Kurve mehr über das sehr unstabile Fahrverhalten der Intruder. Sicher ist die Trude kein Muster an Fahrstabilität, dieses Fahrverhalten kannte ich bislang jedoch nicht. Ein kurzer Check fördert dann auch die traurige Ursache zutage:
Das Hinterrad hat fast keine Luft mehr.
Ein paar Meter weiter ist zum Glück eine Tankstelle, an der ich den Reifen begutachte. Ein winziges Drähtchen steckt in der Lauffläche. Ich entferne es und fülle den Reifen mit einer Flasche Reifenpilot. In der Hoffnung, dass dies zumindest den Rest der Tour übersteht, fahren wir dann weiter. Leider fällt der Druck aber wieder ab, so dass ich mich von Tankstelle zu Tankstelle rette. Ein Reifendienst, der vielleicht helfen hätte könnte, hat bereits geschlossen. Ich fülle eine weitere Dose Reifenpilot in den Reifen, bevor ich wieder zurück zu der Gruppe, von der ich mich zum Luft tanken mit Saami getrennt habe, zurückstosse.
Die Luft scheint nun zu halten. Wir kehren zum Mittagessen in ein Restauran ein und setzen uns dort auf die Terrasse. Bislang haben wir noch richtig Glück mit dem Wetter. Herrlicher Sonnenschein begleitet uns. Nach knapp zwei Stunden Pause mit viel Gespräch und lachen wollen wir wieder aufbrechen. Nur der Trudenreifen macht Probleme. Er ist nun vollends platt. Ein Anruf beim ADAC fällt ernüchternd aus. Trotz PLUS-Mitgliedschaft ist eine Heimbringung des Fahrzeugs lediglich per Sammeltransport irgendwann in nächster Zeit möglich. Meine Trude auf einem Sammeltransport??? NEIN!!!
Ich werde nun meine Mitgliedschaft in diesem Verein ernsthaft überdenken, da ich so wirklich keinen Sinn darin sehe.

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Ich bin also wieder auf mich allein gestellt. Gegenüber des Restaurants befindet sich ein Gehöft, dessen Bewohner mir freundlicherweise ihren Kompressor anwerfen und mich nochmals Luft tanken lassen. Von da an fahre ich von Tankstelle zu Tankstelle, wobei ich leider recht Schnell die Gruppe verliere. Ich wäre in diesem Zustand aber sowieso nur eine Last, weshalb ich mich dazu entschliesse, auf eigene Faust so weit zu fahren, wie ich es schaffe, um dann daheim anzurufen und Auto mit Anhänger zum Standort zu ordern. Ab Willingen öffnen sich zudem noch die Himmelsschleusen, um den Frust perfekt zu machen. Trotzdem schaffe ich den Weg bis nach Hause aus eigener Kraft und bin froh, dass ich dann das Bike in die Garage schieben kann.
Von meiner Seite ist diese erste gemeinsame Memorial-Fahrt also eher etwas blöd gelaufen, wenngleich sie mir trotzdem grossen Spass gemacht hat.

Ich konnte ja ab unserer Trennung am Ederstausee nichts mehr zum weiteren Verlauf der Tour schreiben. Deshalb geht an dieser Stelle mein Dank an Thomas, der diesen Part netterweise übernommen hat:

Nachdem Hans-Jörg seinem Intruder-Reifen wieder zu Luft verholfen hatte, fuhr er vor, um sich über die verbleibende Distanz von ca 150 km von Tankstelle zu Tankstelle “retten” zu können. Wir folgten Ihm mit ca.zehnminütiger Verzögerung, um später wieder auf Ihn treffen zu wollen. Doch je weiter wir in Richtung Heimat fuhren und HaJö an keiner der Tankstellen zu finden war, desto unwahrscheinlicher war es wohl, ihn doch noch anzutreffen.

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So beschlossen wir nach ausführlicher Lagebesprechung während einer kurzen Rast an einer Tanke in Korbach, dennoch die Originalroute beizubehalten. Bisher, während der ganzen Tour von Sonnenschein und Wärme verwöhnt zeigte sich bei der Abfahrt in Korbach das Wetter allmählich von einer anderen Seite.
Der Himmel mit Gewitterwolken stark verhangen und in unserer Heimrichtung immer bösartiger wirkend war kein besonders ermutingender Anblick.
In Winterberg angekommen, machten wir an der Tankstelle noch einen “langen Hals”, um nach Hajö Ausschau zu halten – vergebens.
Dafür hielt wenigstens der Himmel was er uns versprach, er öffnete seine Schleusen es begann ein ordentlicher Schauer – wir fuhren einen Waldparkplatz an, um uns in einer Holzhütte unterzustellen.
Da sich der “Schauer” aber schnell als Dauerregen entpuppte beschlossen wir, die restlichen 100 km im Regen
anzutreten. Kumpel Saami, bestens gegen alle Widrigkeiten des Motorradfahrerlebens gerüstet, zog schnell seine Regenkombi an und setzte sich dann zur Weiterfahrt auf seine VStrom. Dass er seinen Helm in der Hütte vergessen hatte bemerkte er zunächst nicht, doch wer fährt auch schon bei Regen mit Helm ;o)
Wir fuhren weiter nach Bad Berleburg. Inzwischen klatschnass steuerten wir noch zur Befüllung unserer Tanks eine gleichnahmige Stelle an, wo anschließend in einem Geschäftseingang bei einer Zigarette und Getränken die weitere Fahrtroute besprochen wurde.
Diese führte uns über den Rhein-Weser Turm nach Kirchhundem und weiter über Grevenbrück nach Trockenbrück (welch Hohn heute in diesem Ortsnamen steckt) zur letzten Pause und Stärkung in ein amerikanisches Fast-Food Restaurant.
Unser Sumo-Fahrer hatte sich in Grevenbrück aus zeittechnischen Gründen von uns verabschiedet um den Rest des Weges alleine anzutreten.
Zu fünft traten wir nun nach ausgiebiger Pause gestärkt den Rest der Heimstrecke an, die uns über Finnentrop, Lenhausen , Rönkhausen und dem Pass nach Kuhschisshagen wieder zum Allendorfer Pass führte, wo wir zum Tourabschluss den Treffpunktparkplatz gegen 23 Uhr zur Zigarettenpause noch einmal ansteuerten.
Reichlich über die alten Zeiten geklönt, trennte sich der Rest der Gruppe, um die letzten Meter nach Hause unter die Räder zu nehmen.

Alles in allem eine sehr schöne Tour und ein erlebnisreicher Tag, der trotz der bedauerlichen Panne von Hajö und 100 km Regenfahrt nach vielmaliger Wiederholung schreit.

Im übrigen lassen wir uns weder von Reifen noch von Regen unterkriegen !!!

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