Das erste richtige Motorrad

cb450sDie Zeit des Zivildienstes war eine finanziell schwierige Phase. Ich setzte, nicht zuletzt aufgrund der letztjährigen Wintererfahrung, die Priorität auf das Auto. Trotzdem gingen meine Gedanken nicht vom Motorrad weg. Speziell im Frühjahr, wenn alle Motorräder wieder aus dem Winterschlaf erweckt wurden, kribbelte es ganz fürchterlich in den Fingern. Ich wollte endlich mein erstes richtiges Motorrad besitzen. Ich drückte mir die Nase an den Schaufensterscheiben der Motorradhändler platt. Eine Suzuki GSX 400 erschien mir als vernünftige Möglichkeit, für einen vertretbaren Betrag ein ordentliches Motorrad zu erwerben.

Nur durch Zufall erfuhr ich von einem Fahrzeug, das bei einem Händler in der Nachbarstadt stand: Eine Honda CB 450 S mit lediglich 80km auf dem Tacho. Das Motorrad wurde diese 80km von einem Mädel gefahren, das jedoch offensichtlich damit überfordert war. Nach diesen 80km stellte eine Gehsteigkante den Schlußpunkt ihrer Motorradfahrerkarriere dar. Ein paar Kratzer am Auspuff und eine verbogene Gabel waren das Ergebnis dieser Fahrt.
Die Gabel wurde gleich noch vom Händler erneuert und mit den Kratzern konnte ich gut leben. Für nur 3500,-DM (knapp EUR 1800,-) wechselte der Fahrzeugbrief dieses Motorrades den Besitzer. Mir gehörte nun mein erstes richtiges Motorrad!

Nun wurden auch große Touren unternommen. Die Wege führten mich oft an den Nürburgring, in den Westerwald und natürlich in alle Ecken des Sauerlandes.
cx-grNach einigen Monaten wurde mir dann von einem Bekannten eine Honda CX500 angeboten.
2000,-DM (EUR 1022,-) sollte die 50PS Maschine kosten. Da ich mittlerweile sowieso schon an eine Leistungssteigerung der CB450 dachte, die aber technisch nur recht aufwendig mit anderen Nockenwellen zu realisieren war, verkaufte ich meine CB450S und fuhr seitdem Güllepumpe.
Dieses Motorrad hatte zwar deutlich mehr Leistung, dafür aber auch ein erheblich schlechteres Fahrwerk. Bis dahin kannte ich Pendeln nur vom Hörensagen – nun wußte ich, was gemeint war. Über 140km/h war ein deutliches Rühren im Fahrwerk spürbar, was nie gefährlich wurde, aber stets recht unangenehm war. Überrascht war ich über die recht ansprechende Höchstgeschwindigkeit von knapp über 180km/h. Auch heute ist dieser Wert für ein so schweres 50PS-Motorrad, wie es die CX 500 ist, noch beachtlich. Problemlose 20000km begleitete mich dieses Motorrad. Lediglich die immer anfallenden routinemässigen Wartungsarbeiten wurden ausgeführt.

boldorPrivate Probleme (ich trennte mich von meiner damaligen Verlobten Petra) sorgten dafür, daß ich mich irgendwie beschäftigen mußte. Ich fuhr zu der Zeit von Motorradhändler zu Motorradhändler und suchte nach einem stärkeren Motorrad. Natürlich waren auch jetzt meine finanziellen Mittel nicht gerade üppig. Ein Kawasaki-Händler bot mir eine GPZ1100 an. Ich sah mir das Motorrad an und es gefiel mir auch sehr gut. Aber der geforderte Preis überstieg meinen gesetzten Rahmen um einiges. Fast schon wieder auf dem nach Hause Weg stolpere ich dann doch noch über ein anderes Motorrad: eine wunderschöne , blaue Honda CB900F Bol ´d or, sehr gepflegt mit vielen Chromteilen am Motor stand sie in diesem wunderschönen metallic-Blauton da. Da ich bereits seit Jahren von diesen Motorrädern angetan war, vereinbarte ich eine Probefahrt.
Bislang hatte ich ja nur Motorräder mit maximal 50PS gefahren. Jetzt hatte ich die Zügel über 95 Pferde. Eine offene Sebring 4-1 Auspuffanlage sorgte für die imposante akustische Untermalung. Ich glaube, ich brauche nicht näher zu begründen, daß ich von dieser Kombination von schicker Optik, satter Leistung und einzigartigem Sound angetan war. Zudem erschien mir der geforderte Preis von nur 1400,- DM (EUR 715,-) sehr günstig. Ich vereinbarte mit dem Händler neuen TÜV und schlug zu.

Beim abholen der Bol ´d or kam dann für einen Moment die Ernüchterung. Ich startete den Motor und hörte nur ein leises Säuseln. Da muss wohl für den TÜV geändert worden sein. Nun, „loud is out“ dachte ich mir und fuhr los. Am Ortsausgang traf mich dann fast der Schlag! Beim herausbeschleunigen drehte der Motor ab 5000U/min wie gegen eine Gummiwand. Nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Zu Hause angekommen, schaute ich mir den Auspuff an und sah eine neue Niete. Diese bohrte ich sofort heraus und erkannte nach dem herausnehmen des Schalldämpfereinsatzes den Grund des Übels: Der Händler hatte für den TÜV den Einsatz mit Stahlwolle umwickelt. Ich entfernte die Stahlwolle, setzte den Einsatz wieder ein und vernietete diesen wieder. Während einer darauffolgenden, nur kurzen, Probefahrt zeigte die CB 900 dann auch wieder ihr wahres Gesicht. Da, wo vorher die Gummiwand war, wurde der Motor erst richtig munter.

Ein zufriedenes Jahr mit der Bol´d or folgte, bevor ich das Motorrad gegen eine neue Yamaha SRX600 eintauschte. Dies sollte also mein erstes richtig „neues“ Motorrad sein.
srx
Ich entschied mich für die blaue Version. Schnell war die Einfahrphase abgeschlossen und die erste Durchsicht gemacht. Dann sah ich in einer Zeitung das Foto einer SRX, die durch die Fa. EGU veredelt wurde. Von der Optik sehr angesprochen, orderte ich die Halbschalenverkleidung im Ducati-Stil. Liebevoll bearbeitete ich die Rohteile und sorgte selbst für die Lackierung. Das Resultat war klasse!
Die erste Ausfahrt mit der umgebauten Maschine zeigte, daß ich noch ein wenig an der Verkleidungsbefestigung zu optimieren hatte. Die Vibrationen des großen Einzylinders waren doch zu heftig und die Verkleidung wackelte ordentlich. Die optische Prüfung hat der Umbau aber gleich bei der ersten Fahrt mit Bravour genommen:
DUC-B., ein Bekannter, der als eingefleischter Ducatisti gilt, hat den Umbau auf den ersten Blick als Ducati gedeutet. Das war für mich ein deutliches Zeichen für eine gelungene Operation!

srx-rot-gr  srx-gr

Dieser Beitrag wurde unter Bikes, Lebenslauf veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert